Lone Wolf and Cub ist nicht nur einer der Kultmangas überhaupt, sondern auch ein wahrhaftiger Klassiker. Dabei ist die Handlung des Ganzen grundsätzlich recht simpel: ein herrenloser Samurai, dessen Familie bis auf seinen Sohn von Leuten aus der Familie Yagyuu ermordet wurde, weswegen er auf einem Rachefeldzug gegen die Yagyuu ist. Zudem ist der Manga episodisch, was einige Leute abschrecken mag. Wie kann die Struktur der Serie also so kompliziert sein? Wie schafft sie es, mit jeder kurzen Geschichte beeindruckender und beeindruckender zu werden? Das möchte ich an der Stelle mal genauer untersuchen.
Der Manga beginnt mit … ja, womit beginnt er eigentlich? Man könnte jetzt meinen, er fange damit an, den Hauptcharakter, Ogami Itto, zu präsentieren. Aber rückblickend betrachtet stecken schon in den ersten Kapiteln einige Aspekte mehr als die oben beschriebene Handlung. Es werden nämlich viele Komponenten eingeführt, die bis zum Ende immer deutlicher werden, eine wichtige Rolle spielen und sich teilweise auch entwickeln. Welchen Lebensweg gehen Ogami und sein Sohn? Wie ist deren Beziehung zueinander? Mit Leuten welcher Art und Persönlichkeit machen sie Bekanntschaft? Wie ist die Gesellschaft in dieser Zeit aufgebaut? Was sind die Motive und Hindernisse, mit denen alle Figuren zu tun haben? Und ganz wichtig: Inwiefern haben alle genannten Dinge – und noch vieles mehr – aufeinander Einfluss? Das sind Dinge, um die es von Anfang an geht.
Lone Wolf and Cub ist episodisch, und ich kann nur loben, dass es sich diese Erzählstruktur gewählt hat. Die Serie versucht nicht, mithilfe von Plot Devices alles zu verkomplizieren, dabei ist sie definitiv komplex genug. Man kann sie auch als eine Art Gerüst betrachten, zu dem jede einzelne Geschichte einen Baustein darstellt. Mit jeder wird so viel erreicht: Charaktere entwickeln sich, Botschaften werden rübergebracht, Dinge werden aus verschiedenen Perspektiven gesehen, verschiedene Facetten der Gesellschaft werden gezeigt und und und. Ganz wichtig ist außerdem die Wirkung auf den Leser. Und dieses Gerüst möchte ich nun in seinen Einzelteilen besprechen.
Kommen wir gleich mal zu einer der größten Stärken des Mangas überhaupt: die Präsentation!
Nicht nur, dass er m.M.n. den besten Zeichenstil hat, den ich bisher gesehen habe, sondern beinahe besser als die allermeisten Animes oder Mangas in der Lage ist, seine Geschichte cineastisch (sofern das bei Manga überhaupt geht) und effektiv zu erzählen. Der Zeichner wusste genau, wie man Charakteremotionen darzustellen hat und wie man mit Detail umgehen muss, sodass nicht nur eine unglaublich intensive Atmosphäre entsteht, sondern man sich regelrecht in diese Welt und in die Charaktere versetzt fühlt. Immer wieder kommt der Manga mit tollen Visualisierungsideen auf, die dem Leser alle Gestiken und Mimiken der Figuren, die verschiedenen Stimmungen und die Umgebungen einbrennen. Interessant zu beobachten ist auch, wie viele lange Phasen der Manga hat, in denen kein Text vorkommt. Denn was andere Mangas durch Text ausdrücken, drückt LW&C mit Bildern aus. „Show, don’t tell“ ist hier das Sprichwort.
Dennoch hat die Serie auch ihre Texte. Sehr gute Texte, die voller Inhalt sind, mit der visuellen Präsentation stark Hand in Hand gehen und voller Gefühle stecken. Oftmals hat man auch, während Szenerien gezeigt werden, kleinere Texte, die die Atmosphäre nochmal untermauern. Man denkt darüber nach, wie sich die Charaktere innerhalb dieser Schauplätze fühlen. Außerdem ist die Atmosphäre dank der episodischen Struktur sehr facettenreich. Es gibt viele verschiedene Schauplätze wie beispielsweise stark bevölkerte Städte voller Trubel, idyllische Seen, ruhige Wälder oder auch verschneite Berge voller Schneestürme. Das alles ergibt mit die beste Präsentation, die ich bisher kenne.
Die Figuren sind noch um einiges beeindruckender. Dabei ist nicht nur interessant zu beobachten, wie jede für sich steht, sondern auch wie sie miteinander stehen. Allein Ogami Itto ist sehr schwer zu charakterisieren, da es so viele Seiten in seiner Persönlichkeit gibt, die sich mit den einzelnen Geschichten nach und nach zeigen. Ist er ein kalter Mörder? Allein diese Frage ist schon schwer zu beantworten. Einerseits tötet er seine Gegner, ohne zu zögern, und lebt in der so genannten „Meifumado“, einer Hölle, aber dennoch spürt man immer eine gewisse Wärme, die von ihm ausgeht, z.B. weil er bei einem Auftragsmord erst mal alle Details wissen möchte, bevor er sich entscheidet, ob er ihn annimmt. Und in jeder Geschichte, die mit solchen Aufträgen zu tun hat, sieht man mehr von seiner Persönlichkeit. Ein weiteres Highlight ist sein Sohn, Daigoro Ogami. Er spricht nie, sondern seine Mimiken, Gestiken und allgemein Taten sind es, die ihn charakterisieren. Umso beeindruckender ist, wie gut man sich in seine Lage versetzen kann. Man muss sich einmal vorstellen, was ihm alles widerfährt. Unzählige Schlachten und traurige Lebensgeschichten, aber auch schöne Lebensgeschichten und viel Liebe von anderen Figuren. Zudem ist die Beziehung zwischen Vater und Sohn in LW&C die tragischste, entwicklungsreicheste, aber auch schönste und gefühlvollste, die ich bisher gesehen habe.
Auf der anderen Seite haben wir natürlich den Antagonisten, Retsudo Yagyuu. Er ist hasserfüllt, weil Itto so viele Leute, die Retsudo auch wichtig sind, umbringt, aber auch verzweifelt, weil er es einfach nicht schafft, gegen Ittos Widerstand anzukommen. Das Besondere an ihm ist aber seine Entwicklung, eine der genialsten, die ich je gesehen habe, an der Stelle aber nicht vorwegnehmen möchte, denn zumindest ich hätte sie beim Lesen niemals vermutet.
Neben den Hauptfiguren gibt es natürlich noch jede Menge Nebenfiguren. Zwar treten die meisten nur für ein Kapitel auf, aber das ändert nichts an ihrer Menschlichkeit und Ausdruckskraft. Alle drei Hauptfiguren machen allerlei verschiedene Bekanntschaften, die sie in jeder Hinsicht beeinflussen. Es gibt Schwertmeister, Bogenschützen, Händler und noch vieles mehr. In jeder einzelnen Geschichte kommt mindestens eine Figur mit anderen Eigenschaften und Sichtweisen vor, was nicht nur die Hauptfiguren beeinflusst, sondern auch dem Leser diese Gesellschaft näher bringt und sie vor allem natürlich wirken lässt! Leider ein Aspekt, den viel zu wenige Animes oder Mangas beachten.
Und auch das Netz der Nebenfiguren kommt zu einem durchdachten, epischen und traurigen Ende. Insgesamt ist das Figurennetz des Mangas so kompliziert und gewaltig, dass ich hier bei weitem nicht alles besprechen kann.
Es fällt mir schwer, die Qualität dieses Werkes in Worte zu fassen. Es ist in seinem Schaffen so perfektioniert wie ein Film von Stanley Kubrick. Alle Positivaspekte funktionieren miteinander. Beispielsweise hätte ich mich bestimmt nicht so gut in die Figuren versetzen können, wenn die Präsentation nicht so genial wäre. Ich hätte kein so deutliches und natürliches Bild von dieser Welt bekommen können, wenn die einzelnen Figuren nicht so menschlich und facettenreich wären. Versteht ihr, was ich meine? Wie schon angedeutet, lässt die Geschichte einen am Ende fassungslos und voller gemischter Gefühle zurück. Es ist nicht leicht, mit dem Manga wirklich warm zu werden, aber wenn man erst mal drin ist, lässt er den Leser, selbst, nachdem er fertiggelesen hat, nicht wieder los. Somit ist Lone Wolf and Cub ein meisterhafter Klassiker, den jeder gelesen haben muss.
Der Manga beginnt mit … ja, womit beginnt er eigentlich? Man könnte jetzt meinen, er fange damit an, den Hauptcharakter, Ogami Itto, zu präsentieren. Aber rückblickend betrachtet stecken schon in den ersten Kapiteln einige Aspekte mehr als die oben beschriebene Handlung. Es werden nämlich viele Komponenten eingeführt, die bis zum Ende immer deutlicher werden, eine wichtige Rolle spielen und sich teilweise auch entwickeln. Welchen Lebensweg gehen Ogami und sein Sohn? Wie ist deren Beziehung zueinander? Mit Leuten welcher Art und Persönlichkeit machen sie Bekanntschaft? Wie ist die Gesellschaft in dieser Zeit aufgebaut? Was sind die Motive und Hindernisse, mit denen alle Figuren zu tun haben? Und ganz wichtig: Inwiefern haben alle genannten Dinge – und noch vieles mehr – aufeinander Einfluss? Das sind Dinge, um die es von Anfang an geht.
Lone Wolf and Cub ist episodisch, und ich kann nur loben, dass es sich diese Erzählstruktur gewählt hat. Die Serie versucht nicht, mithilfe von Plot Devices alles zu verkomplizieren, dabei ist sie definitiv komplex genug. Man kann sie auch als eine Art Gerüst betrachten, zu dem jede einzelne Geschichte einen Baustein darstellt. Mit jeder wird so viel erreicht: Charaktere entwickeln sich, Botschaften werden rübergebracht, Dinge werden aus verschiedenen Perspektiven gesehen, verschiedene Facetten der Gesellschaft werden gezeigt und und und. Ganz wichtig ist außerdem die Wirkung auf den Leser. Und dieses Gerüst möchte ich nun in seinen Einzelteilen besprechen.
Kommen wir gleich mal zu einer der größten Stärken des Mangas überhaupt: die Präsentation!
Nicht nur, dass er m.M.n. den besten Zeichenstil hat, den ich bisher gesehen habe, sondern beinahe besser als die allermeisten Animes oder Mangas in der Lage ist, seine Geschichte cineastisch (sofern das bei Manga überhaupt geht) und effektiv zu erzählen. Der Zeichner wusste genau, wie man Charakteremotionen darzustellen hat und wie man mit Detail umgehen muss, sodass nicht nur eine unglaublich intensive Atmosphäre entsteht, sondern man sich regelrecht in diese Welt und in die Charaktere versetzt fühlt. Immer wieder kommt der Manga mit tollen Visualisierungsideen auf, die dem Leser alle Gestiken und Mimiken der Figuren, die verschiedenen Stimmungen und die Umgebungen einbrennen. Interessant zu beobachten ist auch, wie viele lange Phasen der Manga hat, in denen kein Text vorkommt. Denn was andere Mangas durch Text ausdrücken, drückt LW&C mit Bildern aus. „Show, don’t tell“ ist hier das Sprichwort.
Dennoch hat die Serie auch ihre Texte. Sehr gute Texte, die voller Inhalt sind, mit der visuellen Präsentation stark Hand in Hand gehen und voller Gefühle stecken. Oftmals hat man auch, während Szenerien gezeigt werden, kleinere Texte, die die Atmosphäre nochmal untermauern. Man denkt darüber nach, wie sich die Charaktere innerhalb dieser Schauplätze fühlen. Außerdem ist die Atmosphäre dank der episodischen Struktur sehr facettenreich. Es gibt viele verschiedene Schauplätze wie beispielsweise stark bevölkerte Städte voller Trubel, idyllische Seen, ruhige Wälder oder auch verschneite Berge voller Schneestürme. Das alles ergibt mit die beste Präsentation, die ich bisher kenne.
Die Figuren sind noch um einiges beeindruckender. Dabei ist nicht nur interessant zu beobachten, wie jede für sich steht, sondern auch wie sie miteinander stehen. Allein Ogami Itto ist sehr schwer zu charakterisieren, da es so viele Seiten in seiner Persönlichkeit gibt, die sich mit den einzelnen Geschichten nach und nach zeigen. Ist er ein kalter Mörder? Allein diese Frage ist schon schwer zu beantworten. Einerseits tötet er seine Gegner, ohne zu zögern, und lebt in der so genannten „Meifumado“, einer Hölle, aber dennoch spürt man immer eine gewisse Wärme, die von ihm ausgeht, z.B. weil er bei einem Auftragsmord erst mal alle Details wissen möchte, bevor er sich entscheidet, ob er ihn annimmt. Und in jeder Geschichte, die mit solchen Aufträgen zu tun hat, sieht man mehr von seiner Persönlichkeit. Ein weiteres Highlight ist sein Sohn, Daigoro Ogami. Er spricht nie, sondern seine Mimiken, Gestiken und allgemein Taten sind es, die ihn charakterisieren. Umso beeindruckender ist, wie gut man sich in seine Lage versetzen kann. Man muss sich einmal vorstellen, was ihm alles widerfährt. Unzählige Schlachten und traurige Lebensgeschichten, aber auch schöne Lebensgeschichten und viel Liebe von anderen Figuren. Zudem ist die Beziehung zwischen Vater und Sohn in LW&C die tragischste, entwicklungsreicheste, aber auch schönste und gefühlvollste, die ich bisher gesehen habe.
Auf der anderen Seite haben wir natürlich den Antagonisten, Retsudo Yagyuu. Er ist hasserfüllt, weil Itto so viele Leute, die Retsudo auch wichtig sind, umbringt, aber auch verzweifelt, weil er es einfach nicht schafft, gegen Ittos Widerstand anzukommen. Das Besondere an ihm ist aber seine Entwicklung, eine der genialsten, die ich je gesehen habe, an der Stelle aber nicht vorwegnehmen möchte, denn zumindest ich hätte sie beim Lesen niemals vermutet.
Neben den Hauptfiguren gibt es natürlich noch jede Menge Nebenfiguren. Zwar treten die meisten nur für ein Kapitel auf, aber das ändert nichts an ihrer Menschlichkeit und Ausdruckskraft. Alle drei Hauptfiguren machen allerlei verschiedene Bekanntschaften, die sie in jeder Hinsicht beeinflussen. Es gibt Schwertmeister, Bogenschützen, Händler und noch vieles mehr. In jeder einzelnen Geschichte kommt mindestens eine Figur mit anderen Eigenschaften und Sichtweisen vor, was nicht nur die Hauptfiguren beeinflusst, sondern auch dem Leser diese Gesellschaft näher bringt und sie vor allem natürlich wirken lässt! Leider ein Aspekt, den viel zu wenige Animes oder Mangas beachten.
Und auch das Netz der Nebenfiguren kommt zu einem durchdachten, epischen und traurigen Ende. Insgesamt ist das Figurennetz des Mangas so kompliziert und gewaltig, dass ich hier bei weitem nicht alles besprechen kann.
Es fällt mir schwer, die Qualität dieses Werkes in Worte zu fassen. Es ist in seinem Schaffen so perfektioniert wie ein Film von Stanley Kubrick. Alle Positivaspekte funktionieren miteinander. Beispielsweise hätte ich mich bestimmt nicht so gut in die Figuren versetzen können, wenn die Präsentation nicht so genial wäre. Ich hätte kein so deutliches und natürliches Bild von dieser Welt bekommen können, wenn die einzelnen Figuren nicht so menschlich und facettenreich wären. Versteht ihr, was ich meine? Wie schon angedeutet, lässt die Geschichte einen am Ende fassungslos und voller gemischter Gefühle zurück. Es ist nicht leicht, mit dem Manga wirklich warm zu werden, aber wenn man erst mal drin ist, lässt er den Leser, selbst, nachdem er fertiggelesen hat, nicht wieder los. Somit ist Lone Wolf and Cub ein meisterhafter Klassiker, den jeder gelesen haben muss.