NoaVIP
#1Jiro Taniguchi ist ein unter den Radar agierender Mangaka. Die wenigsten seiner Werke haben überhaupt eine Zweistellige Bewertungsanzahl und selbst sein "bekanntestes" Werk zählt nicht einmal 100 Bewertungen.
Bei Kritikern jedoch beachtet und gelobt, werden seine Werke auch nicht Manga Lesern empfohlen. Sein von 2000 bis 2003 erschienener Kamigami no Itadaki erschien erstmals 2007 bis 2008 auf Deutsch bei Schreiber & Leser. Gipfel der Götter wurde 2001 vom japanischen Kulturministerium beim Festival für Kunst und Medien mit dem 1. Preis als bester Manga ausgezeichnet.
Die gezeichneten Romane für Erwachsene schildern auf nachdenkliche, sensible, einfühlsame und poetische Weise Geschichten auf literarischen Niveau. Bis der Mangaka sein eigenen unverwechselbaren und klaren Stil fand, beeinflusste ihn bedeutende Zeichner aus dem Frankobelgischen Comic. Taniguchi wird besonders in Frankreich geradezu verehrt und mit Preisen überhäuft. Aber nicht nur dort, auch in Deutschland, wurde unter anderem sein Werk „Vertraute Fremde“ 2007 als erster Manga zum Comic des Jahres und 2008 mit dem Max-und-Moritz-Preis als bester Manga ausgezeichnet.
In Japan wurde der Mangaka zweifach mit dem Osamu-Tezuka-Kulturpreis geehrt. Sein Ruf erlaubt es ihn inzwischen - im Gegensatz zu den meisten japanischen Mangazeichner - seine Themen nach eigenen Ermessen zu wählen.
Atemberaubend. Nicht nur den Bergsteigern auf den höchsten Gipfel der Welt wird die Luft zu knapp, auch der Leser kommt vor lauter Staunen nicht zum Luft holen. Ein Epos um das Geheimnis der höchsten Dächer der Welt und eine Saga um ein Alpingenie. In Kathmandu, Nepal, findet der Bergsteiger Fotograf Fukamachi Makoto eine alte Kamera, eine Kodak Vest Pocket Autographic Special. Mit dem selben Modell war der berühmte Bergsteiger George Mallory 1924 bei dem Versuch der Erstbesteigung des Mount Everest ausgestattet. Kann Fukamachi das Rätsel um sein tragisches Verschwinden lösen und die Geschichte des Himalaya Berg neu schreiben?
Auf die Frage, wieso er den Everest besteigen möchte, antwortete Mallory vor seiner Expedition mit der schlichten Antwort: „Weil er da ist.“
Sein Verschwinden beschäftigte über 70 Jahre die Bergsteigerwelt, bis die Leiche von ihn und sein Partner, Andrew Irvine, Ende der 90er Jahre von ein Suchtrupp gefunden wurden.
Die Berge sind mit Schnee bedeckt. Mein Atem ist weiß. Ich setze einen Schritt vor den anderen, ruhig, in mein eigenen Rhythmus. Ich trage Schneeschuhe, aber ich sinke bis zu den Knien ein. Diesen ewigen Schnee hat noch noch niemand vor mir berührt. Ich sehe nicht einmal Tierspuren. Ein solches Gefühl von Freiheit habe ich schon lange nicht mehr empfunden.
Ich betrachte den Himmel. Das klare Blau ist hoch und weit. Wenige zarte Wolken, wie mit dem Pinsel hingetupft. Ich sehe einen Vogel. Es ist nur eine Silhouette, aber ich ahne, dass es ein Schopfadler ist. Er lässt sich vom Wind tragen und beschreibt weite Kreise, wahrscheinlich späht er aus der großen Schneefläche nach Beute.
Während ich ihn betrachte, stelle ich mir vor, ein Vogel zu sein. Befreit von der Erdenschwere gleite ich durch die Lüfte. Von dort oben erkenne in „Vogelfluglinie“ die Bergkette. Das Gewebe der silbrigen Linien ist wunderschön. Der ewige Schnee glänzt so weiß, dass er blendet.
Im Schnee sind die Berge noch schöner und eindrucksvoller.
Dann ist die Illusion verblasst. Ich stehe still und schaue zum Himmel. Hoch oben erblicke ich die Silhouette des Adler, der weite Kreise zieht.
Langsam gehe ich weiter durch den Schnee. Ich bin an die Schneeschuhe gewöhnt, sie sind solide. Sie geben meinen Körper und meinen Geist das Gleichgewicht, das ich brauche. Ich habe keinen Grund zur Eile.
Die Vorgehensweise eines Alpinisten wird auch den ahnungslosen Leser genügend geschildert und vor Augen geführt. Welche Leistungen es erfordert, genaue Kenntnisse über den Berg, die richtige Ausrüstung, Sponsoring und selbstverständlich das gewisse Feingefühl, sowie ein besonderes Talent. Die Ausführung ist tatsächlich sehr realistisch und nachvollziehbar.
Glaubhaft wird es durch die schlichte und letztendlich doch sehr starke Charakterisierung. Ins besondere der Charakter Habu Yoshi ist hier positiv zu nennen. Er entwickelt sich vom jungen Teenager, der als Weise und seiner Orientierungslosigkeit wegen verspottet wurde, zu ein selbstbewussten Mann heran, der ein ausgezeichnetes Talent für das klettern entwickelt. Hierbei ist nicht seine charakterliche Entwicklung zu loben, sondern wie gelungen ein dieser Charakter näher gebracht wird und er als Mensch in vielen Punkten nach wie zuvor der gleiche ist.
Habu vertritt eine sehr radikale Meinung zum Bergsteigen und lebt wortwörtlich für dieses Hobby. Ein richtigen Job übt er nicht aus und kündigt sobald es ihn nicht mehr passt und es ihn wieder in die Berge zieht. Von sein Kollegen im Verein wird er wegen sein Mangel an sozialer Interaktion und Gespür von Toleranz wenig gemocht. Durch seine Herangehensweise und den schroffen Umgangston mit sein Seilpartnern meiden die meisten ihn vollständig.
Doch die unterschiedliche Erfahrungen, sein Ruf als Bergsteigerlegende und die Zeit, sowie der bittere Geschmack der Niederlage haben ihn als Mensch geformt. Durch die Rückblendungen diverser Personen verstärkt sich das Bild, welches sich der Leser von Habu macht.
Hervirzuheben sei auch, dass der Manga typisch Taniguchi von wirklich Erwachsene handelt und frei von bekannten Anime & Manga Klischees ist.
Die einprägsame und sich ins Gedächtnis brennende Bilder, zeugen von Taniguchis Zeichenkunst. Ganz gleich ob man sich in den Bergen befindet, in Nebengassen einer überfüllten Stadt, Geschäfte und ihr Innenleben, der Blick ins Tal, Berghüten und ihre natürliche Umgebung oder einfach nur Menschen: Stets stehen die Bilder mit ihrer Liebe zum Detail ins Auge und haben die wunderbare Eigenschaft zugleich noch schlicht genug dargestellt zu sein, um nicht vom wesentlichen abzulenken. Es entsteht ein Gleichgewicht von Flora und Faune und den untergeordneten Menschen, der sich behaupten muss.
Gipfel der Götter ist ein gezeichnetes Abenteuer der höchsten Kunst. Ein gut angesehener Roman als Vorlage, eine meisterliche Zeichnung, von ein Mangaka, der die erzählerischen Stärken des Medium Manga verstanden hat.
Empfehlenswert wären an dieser Stelle andere Werke des Mangaka, welche zwar nicht an diesen heran reichen, aber nicht weniger wertvoll sind. Ins besondere K sollte man sich näher ansehen, da es die selbe Thematik des Alpinismus thematisiert. Für Live-Action Fans kann man sicherlich im selben Atemzug noch die gleichnamige auf den Roman basierende Film Umsetzung empfehlen.
Bei Kritikern jedoch beachtet und gelobt, werden seine Werke auch nicht Manga Lesern empfohlen. Sein von 2000 bis 2003 erschienener Kamigami no Itadaki erschien erstmals 2007 bis 2008 auf Deutsch bei Schreiber & Leser. Gipfel der Götter wurde 2001 vom japanischen Kulturministerium beim Festival für Kunst und Medien mit dem 1. Preis als bester Manga ausgezeichnet.
Die gezeichneten Romane für Erwachsene schildern auf nachdenkliche, sensible, einfühlsame und poetische Weise Geschichten auf literarischen Niveau. Bis der Mangaka sein eigenen unverwechselbaren und klaren Stil fand, beeinflusste ihn bedeutende Zeichner aus dem Frankobelgischen Comic. Taniguchi wird besonders in Frankreich geradezu verehrt und mit Preisen überhäuft. Aber nicht nur dort, auch in Deutschland, wurde unter anderem sein Werk „Vertraute Fremde“ 2007 als erster Manga zum Comic des Jahres und 2008 mit dem Max-und-Moritz-Preis als bester Manga ausgezeichnet.
In Japan wurde der Mangaka zweifach mit dem Osamu-Tezuka-Kulturpreis geehrt. Sein Ruf erlaubt es ihn inzwischen - im Gegensatz zu den meisten japanischen Mangazeichner - seine Themen nach eigenen Ermessen zu wählen.
Atemberaubend. Nicht nur den Bergsteigern auf den höchsten Gipfel der Welt wird die Luft zu knapp, auch der Leser kommt vor lauter Staunen nicht zum Luft holen. Ein Epos um das Geheimnis der höchsten Dächer der Welt und eine Saga um ein Alpingenie. In Kathmandu, Nepal, findet der Bergsteiger Fotograf Fukamachi Makoto eine alte Kamera, eine Kodak Vest Pocket Autographic Special. Mit dem selben Modell war der berühmte Bergsteiger George Mallory 1924 bei dem Versuch der Erstbesteigung des Mount Everest ausgestattet. Kann Fukamachi das Rätsel um sein tragisches Verschwinden lösen und die Geschichte des Himalaya Berg neu schreiben?
Auf die Frage, wieso er den Everest besteigen möchte, antwortete Mallory vor seiner Expedition mit der schlichten Antwort: „Weil er da ist.“
Sein Verschwinden beschäftigte über 70 Jahre die Bergsteigerwelt, bis die Leiche von ihn und sein Partner, Andrew Irvine, Ende der 90er Jahre von ein Suchtrupp gefunden wurden.
Die Berge sind mit Schnee bedeckt. Mein Atem ist weiß. Ich setze einen Schritt vor den anderen, ruhig, in mein eigenen Rhythmus. Ich trage Schneeschuhe, aber ich sinke bis zu den Knien ein. Diesen ewigen Schnee hat noch noch niemand vor mir berührt. Ich sehe nicht einmal Tierspuren. Ein solches Gefühl von Freiheit habe ich schon lange nicht mehr empfunden.
Ich betrachte den Himmel. Das klare Blau ist hoch und weit. Wenige zarte Wolken, wie mit dem Pinsel hingetupft. Ich sehe einen Vogel. Es ist nur eine Silhouette, aber ich ahne, dass es ein Schopfadler ist. Er lässt sich vom Wind tragen und beschreibt weite Kreise, wahrscheinlich späht er aus der großen Schneefläche nach Beute.
Während ich ihn betrachte, stelle ich mir vor, ein Vogel zu sein. Befreit von der Erdenschwere gleite ich durch die Lüfte. Von dort oben erkenne in „Vogelfluglinie“ die Bergkette. Das Gewebe der silbrigen Linien ist wunderschön. Der ewige Schnee glänzt so weiß, dass er blendet.
Im Schnee sind die Berge noch schöner und eindrucksvoller.
Dann ist die Illusion verblasst. Ich stehe still und schaue zum Himmel. Hoch oben erblicke ich die Silhouette des Adler, der weite Kreise zieht.
Langsam gehe ich weiter durch den Schnee. Ich bin an die Schneeschuhe gewöhnt, sie sind solide. Sie geben meinen Körper und meinen Geist das Gleichgewicht, das ich brauche. Ich habe keinen Grund zur Eile.
Auszug aus dem Manga © Jiro Taniguchi
Die Vorgehensweise eines Alpinisten wird auch den ahnungslosen Leser genügend geschildert und vor Augen geführt. Welche Leistungen es erfordert, genaue Kenntnisse über den Berg, die richtige Ausrüstung, Sponsoring und selbstverständlich das gewisse Feingefühl, sowie ein besonderes Talent. Die Ausführung ist tatsächlich sehr realistisch und nachvollziehbar.
Glaubhaft wird es durch die schlichte und letztendlich doch sehr starke Charakterisierung. Ins besondere der Charakter Habu Yoshi ist hier positiv zu nennen. Er entwickelt sich vom jungen Teenager, der als Weise und seiner Orientierungslosigkeit wegen verspottet wurde, zu ein selbstbewussten Mann heran, der ein ausgezeichnetes Talent für das klettern entwickelt. Hierbei ist nicht seine charakterliche Entwicklung zu loben, sondern wie gelungen ein dieser Charakter näher gebracht wird und er als Mensch in vielen Punkten nach wie zuvor der gleiche ist.
Habu vertritt eine sehr radikale Meinung zum Bergsteigen und lebt wortwörtlich für dieses Hobby. Ein richtigen Job übt er nicht aus und kündigt sobald es ihn nicht mehr passt und es ihn wieder in die Berge zieht. Von sein Kollegen im Verein wird er wegen sein Mangel an sozialer Interaktion und Gespür von Toleranz wenig gemocht. Durch seine Herangehensweise und den schroffen Umgangston mit sein Seilpartnern meiden die meisten ihn vollständig.
Doch die unterschiedliche Erfahrungen, sein Ruf als Bergsteigerlegende und die Zeit, sowie der bittere Geschmack der Niederlage haben ihn als Mensch geformt. Durch die Rückblendungen diverser Personen verstärkt sich das Bild, welches sich der Leser von Habu macht.
Hervirzuheben sei auch, dass der Manga typisch Taniguchi von wirklich Erwachsene handelt und frei von bekannten Anime & Manga Klischees ist.
Die einprägsame und sich ins Gedächtnis brennende Bilder, zeugen von Taniguchis Zeichenkunst. Ganz gleich ob man sich in den Bergen befindet, in Nebengassen einer überfüllten Stadt, Geschäfte und ihr Innenleben, der Blick ins Tal, Berghüten und ihre natürliche Umgebung oder einfach nur Menschen: Stets stehen die Bilder mit ihrer Liebe zum Detail ins Auge und haben die wunderbare Eigenschaft zugleich noch schlicht genug dargestellt zu sein, um nicht vom wesentlichen abzulenken. Es entsteht ein Gleichgewicht von Flora und Faune und den untergeordneten Menschen, der sich behaupten muss.
Gipfel der Götter ist ein gezeichnetes Abenteuer der höchsten Kunst. Ein gut angesehener Roman als Vorlage, eine meisterliche Zeichnung, von ein Mangaka, der die erzählerischen Stärken des Medium Manga verstanden hat.
Empfehlenswert wären an dieser Stelle andere Werke des Mangaka, welche zwar nicht an diesen heran reichen, aber nicht weniger wertvoll sind. Ins besondere K sollte man sich näher ansehen, da es die selbe Thematik des Alpinismus thematisiert. Für Live-Action Fans kann man sicherlich im selben Atemzug noch die gleichnamige auf den Roman basierende Film Umsetzung empfehlen.