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Tedesco Begriffserklärungen

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Editing
Unter Editing wird das verstanden was im Deutschen der Schnitt genannt wird. Das Wort beschreibt aber weit mehr als nur einen einfachen Cut einer Szene, sondern umfasst die Aneinanderreihung verschiedener Szenen, die dann zu einem Gesamtwerk zusammengefügt werden. Es beschreibt unter anderem auch, wie lange eine bestimmte Kameraeinstellung gezeigt wird und welche davor und danach gezeigt wird. Auch mit inkludiert ist, wann welche Szene gezeigt wird.
Wer z.B. ein hervorragender Editor ist, das ist Christopher Nolan. Seht euch mal seinen Film Memento an. Der Film zeigt eine Story die von A-Z erzählt wahrscheinlich stinkend langweilig wäre. Doch durch das Editing wird der Film rückwärts erzählt, was ihn zu einer richtig spannenden Geschichte macht.

Establishing
Das Establishing ist wie der Name schon sagt, alles was in einer Geschichte etabliert wird, bzw. werden sollte. Vor allem umfasst dies den Anfang einer Geschichte in der der Zuschauer oder Leser in die Geschichte eingeführt werden. Damit er der Geschichte folgen kann, muss er zunächst wissen, wie die Welt funktioniert. Vieles erübrigt sich schon durch das Genre. Bei einer Fantasy-Geschichte kann man sich schonmal auf Drachen und Magie einstellen. Bei einem Science Fiction eher auf Mecha und Raumschiffe. Das Establishing ist enorm wichtig und sollte bei einem Film nach 15-20 Minuten erledigt sein. Bei einer Serie nach 2-3 Folgen und bei einem Buch nach etwa 20-50 Seiten, je nach Länge des Buches. Star Wars IV schafft das sogar in 5 Minuten, wofür andere Filme über 30 Minuten brauchen. Spätestens nach dieser Zeit sollte dem Zuschauer oder Leser die Welt, die Charaktere und die grobe Handlung soweit klar sein, dass er sich in der Welt zurecht findet. Er stellt sich nämlich darauf ein. Insofern ist es keine gute Idee nach der Hälfte der Laufzeit aus heiterem Himmel Magie oder Dämonen einzuführen, die vorher nie ein Ding waren.

Exposition
Kurz gesagt beschreibt Exposition so ziemlich alles, was dem Leser oder Zuschauer die Handlung näher bringt. Ich denke jeder kennt die einführenden Worte: „Es war einmal…“ und der darauffolgende Monolog, in dem der Erzähler zum Zuschauer oder Leser spricht und diesem die Welt und die Handlung erklärt. Genau das ist mit Exposition gemeint. Exposition kann aber auch in Form von Dialogen verfasst werden. Ein Beispiel hierfür ist das Briefing vor einer Mission, in dem der Missionsleiter allen Beteiligten – und damit auch uns – die Handlung erklärt.
Eine kleine Anmerkung meinerseits an dieser Stelle: ich tendiere dazu Exposition ausschließlich in Dialogen zu verfassen. Sobald man als Autor zu seinem Publikum spricht, durchbricht man die sogenannte 4. Wand. Dadurch riskiert man, dass dem Publikum bewusst gemacht wird, dass es sich um eine Geschichte handelt und nimmt damit die Magie raus.

Genre
Eigentlich sollte dieser Begriff klar sein, doch ich stelle immer wieder fest, dass es hier doch noch Klärungsbedarf gibt. Das Genre bezeichnet eine Klassifikation von Kunst, Film, Literatur oder Musik. Im Film- und Serienbereich sind Genres z.B. Fantasy, Abenteuer, Horror, Rom-Com, usw. Diese legen fest um was für eine Art von Geschichte es sich handelt.
Begriffe wie Shounen oder Seinen, die ebenfalls in Verbindung mit dem Genre genannt werden, beschreiben jedoch Zielgruppen, auf die ein Anime abzielt. Ein Fighting-Shounen ist also genau genommen ein Kampf-Anime, der auf Jugendliche abzielt.

Lead-In
Ein Lead-In bezeichnet die Einleitung oder Einführung einer Szene, eines Charakters oder eines Handlungsstrangs. Der Begriff ist aber nicht mit dem Establishing zu verwechseln. Während das Establishing das die komplette Einführung z.B. eines Charakters bezeichnet, mit all seinen Charaktereigenschaften, Problemen und Zielen, geht es bei dem Lead-In nur um die aller ersten Szenen und darum den Charakter dem Zuschauer oder Leser gegenüber sympathisch zu machen.
Bei Szenenwechseln versteht man unter einem Lead-In auch das Einführen in eine neue Umgebung. Wenn sich z.B. zwei Charaktere in einem Raum unterhalten und sich gleich im Anschluss zwei andere Charaktere in einem anderen Raum unterhalten, dann bringt das den Zuschauer ziemlich durcheinander, weil er keine Orientierung mehr hat, wer sich nun wo befindet und mit wem redet. Solch ein Problem löst man dadurch, dass man in Filmen z.B. nachdem das eine Gespräch beendet ist, ein Weitblick-Bild der Stadt zeigt, in der die neue Szene stattfindet, gefolgt von einem Bild des Hauses, in dem die Charaktere sich befinden. Auf diese Weise wird dem Zuschauer sofort klar, dass sich die Szenerie ändert und wo er sich nun befindet.

Medium
Über diese Wort werdet ihr wohl noch öfter stolpern. Das Wort bezeichnet in diesem Fall leider keinen Menschen, der mit Geistern reden kann, sondern umfasst alles, was mit einem Zuschauer, Leser oder Hörer kommuniziert. Also kurz gesagt, Filme, Serien, Bücher, Light Novels, Manga, Comics, aber auch Sachbücher und Dokumentationen. Selbst die TV-Zeitschrift oder die Tageszeitung ist ein solches Medium, da sie in irgendeiner Weise mit euch kommuniziert.

Narrativ
Dieses Wort wird oft in Zusammenhang mit einem Medium genannt. Es bedeutet so viel wie „eine Geschichte erzählend“. Es schränkt ein Medium wie ein Buch z.B. auf einen Roman ein. Eine Dokumentation hingegen erzählt keine Geschichte und ist daher nicht narrativ. Ein Spielfilm, ob Anime oder nicht, oder ein Manga aber schon.

Pacing
Unter Pacing versteht man die Geschwindigkeit mit der ein Film oder einer Serie oder auch eines Buches. Hierbei ist aber nicht die tatsächliche Laufzeit, sondern die gefühlte Geschwindigkeit gemeint. Wenn man einen 2-Std.-Film sieht, der einem wie 1,5-Std. vorkommt, dann spricht man von einem guten Pacing. Umgekehrt von einem schlechten Pacing. Allerdings kann sich das Pacing auch auf einzelne Szenen beziehen. Wer selbst gerne Geschichten schreibt sollte hierbei beachten wie wichtig welche Szenen sind. Entsprechend sollten wichtige Szenen ausführlicher und länger erzählt werden als unwichtigere Szenen.

Plot
Der Plot ist übersetzt der Handlungsverlauf einer Geschichte. Jede Geschichte sollte einen Hauptplot haben, der sich wie ein roter Faden durch von Anfang bis Ende zieht. Daneben gibt es oftmals noch Nebenplots. Diese erklären oft Handlungen um den Hauptplot herum. Meist handelt es sich hierbei um charakterbasierende Nebengeschichten um eine Person mit ihrer Herkunft und ihren Motiven zu erklären. Nicht selten verschmelzen diese Nebenplots auch mit der Haupthandlung und im Optimalfall behandeln die Nebengeschichten sogar Teilaspekte der Hauptstory.

Plot-Device
Unter diesem Begriff werden alle Techniken in einer Narrativen zusammen gefasst, welche die Handlung voran schreiten lassen. Eine solche Plot Device kann z.B. ein Charakter sein, welcher den MC mit neuen Informationen versorgt. Es kann aber auch ein Gegenstand oder gar nur ein besonderer Umstand sein. Eine Plot Device muss dabei noch nicht einmal physisch greifbar sein. Selbst künstliche Schwerkraft oder die Luft zum Atmen kann eine Plot Device sein.

Plotloch
Unter einem Plotloch versteht man fehlende Informationen, welche für das Verständnis der Handlung wichtig sind. So ein Plotloch taucht oftmals in Büchern und Fan Fictions auf, wenn der Autor z.B. eine wichtige Szene gestrichen hat oder gar vergessen hat zu schreiben. So ein Roman schreibt sich nicht über Nacht. Viele Autoren sitzen Monate bis Jahre an einem einzelnen Buch. Da jede Szene im Kopf zu haben, die man vor einem halben Jahr mal geschrieben hat, ist schier unmöglich. Und so kommt es leider immer wieder vor, dass eine Geschichte über Löcher in ihrem Plot verfügt.

Proxy
Eine Proxy ist eine sogenannte Stellvertretung. Da wir ein narratives Medium nicht selbst durchleben können, brauchen wir Charaktere, welche das an unserer statt tun. Der Hauptcharakter ist daher immer eine Proxy für den Zuschauer oder Leser. Bei Nebencharakteren oder Antagonisten trifft das meistens zu, muss aber nicht zwingend. Viele Antagonisten werden bewusst verrückt oder wahnsinnig beschrieben, weil man sich dadurch sparen kann sie so zu schreiben, dass man ihre Beweggründe verstehen kann. Ihr einziger Daseinszweck ist es, vom MC besiegt zu werden.
Es gibt aber auch Charaktere, welche ganz bewusst nur als Proxy für eine bestimmte Zielgruppe in eine Story eingebaut werden, ohne einen Nutzen für den Plot aus ihnen ziehen zu wollen. Jar Jar Binks aus Star Wars Episode I ist so ein Fall.

Retcon
Ein Retcon ist mit einem Plotloch verwandt bezeichnet aber einen völlig anderen Umstand. Während ein Plotloch das Fehlen von Informationen bezeichnet, so beschreibt ein Retcon das Überschreiben von vorhandenen Informationen. Z.B. ist ein Charakter von Punkt A zu Punkt B gelaufen und befindet sich plötzlich wieder an Punkt A. Das kann ein Schreibfehler des Autors sein, oftmals werden solche Retcons aber bewusst gemacht, was sie von einem Plotloch unterscheidet. Das beste Beispiel dafür sind die zusätzlichen bzw. abgeänderten Szene aus der ursprünglichen Star Wars Trilogie Episode IV - VI. Solche retcons werden oft dann gerne gemacht, wenn man sich in einem Roman in eine Ecke geschrieben hat aus der man z.B. nicht mehr vernünftig raus kommt. Dann tut man einfach so als wären bestimmte Teile der Geschichte nie passiert und man fängt von einem früheren Zeitpunkt nochmal neu an. Zugegeben, das ist ein billiger Ausweg, aber in meinen Augen immer noch besser als eine Geschichte, die keinen Sinn mehr ergibt. Insofern plädiere ich dafür bei Retcons auch mal ein Auge zuzudrücken.

Setting
Das Setting beschreibt den Schauplatz einer Geschichte oder einer einzelnen Szene. Während das Genre z.B. definiert, ob es sich um eine Science Fiction- oder Fantasy-Geschichte handelt, geht es beim Setting mehr um die Umsetzung dessen. Das Setting beschreibt, ob die SciFi-Geschichte auf der Erde, auf einem fremden Planeten oder gar auf einem Raumschiff spielt. Oder ob die Fantasy-Geschichte im fernen Mittelerde oder doch mitten im Londoner Bahnhof Kings Cross stattfindet. Außerdem wird unter dem Setting auch verstanden, ob es um Zauberer und Hexen oder um Vampire und Zombies geht.

Setup, Buildup & Payoff
Erklärung folgt in separatem Thread.

Trope
Eine Trope hat prinzipiell nichts mit dem Klima oder einem Einsatztrupp zu tun. Unter dem Begriff versteht man so ziemlich alles, woraus sich eine Geschichte zusammen setzt. Wenn wir Menschen aus Atomen bestehen, sind Tropen so etwas wie die Atome einer jeden Geschichte. So gibt es Tropen, die Charaktere definieren, Tropen über Landschaften, Plotelemente, Gegenstände, usw. Selbst Exposition, Editing etc. sind Tropen, die wieder unterkategorisiert werden. Genau genommen ist somit auch das Klima oder der Einsatztrupp in eurer Geschichte eine Trope. Eine genauere Erklärung folgt demnächst in einem separaten Thread, weil das Thema viel zu umfangreich ist.

Vierte Wand
Aus dem Theater kennen wir das typische Bühnenbild. Wir haben links und rechts eine Wand, sowie an der Rückseite der Bühne. Doch für jeden Theaterschauspieler gibt es noch eine unsichtbare vierte Wand zwischen ihm und dem Publikum. Sprich die Zuschauer sind für ihn nicht existent und das ist enorm wichtig um eben diesem das Gefühl zu geben ein Teil des Stücks zu sein. Es passiert nur ganz selten, dass ein Schauspieler sich direkt an das Publikum wendet, denn dadurch wird dem Zuschauer bewusst, dass er sich ein Theaterstück ansieht, was die Magie aus dem Stück nimmt. Auch in der Filmindustrie gibt es diese 4. Wand. Nur besteht diese mehr aus den Kameras und den Leuten dahinter. In einem Buch gibt es ebenfalls diese unsichtbare 4. Wand. Nur ist das dann eig. keine richtige Wand mehr, hat aber dennoch den gleichen Effekt. Spätestens wenn der Autor sich direkt an den Leser wendet, spürt man, wie diese Wand z.T. durchbrochen wird, was man in meinen Augen vermeiden sollte.


TO BE CONTINUED
Ultima modifica del post risale al 20.10.2021 16:03.
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Creatore di thread#2
Falls ihr irgendwelche Begriffe erklärt haben wollt, von denen ihr nicht genau wisst, was damit eig. gemeint ist, dann nur raus damit. Ich versuche gerne das möglichst verständlich zu erklären. :)
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